Mönchisches Leben in Heisterbach: Ideal einer vollkommenen Gemeinschaft
Die Zisterzienser verstanden Beten und Arbeiten nicht als getrennte Welten, sondern als zusammen gehörende Bereiche des geistlichen Lebens. Das drückt ihr aus der Regel des heiligen Benedikt stammenden Leitsatz »Ora et labora« aus. Neben dem Leben aus dem Gebet und der Feier der Gottesdienste war für die Mönche ein fortschrittliches und nachhaltiges Wirtschaften wichtig. Sie verfolgten das Ideal einer vollkommenen, autarken Gemeinschaft.
Lebensprinzip Ora et labora
Beten und Arbeiten – beides war für die Mönche bedeutsam. Den Umgang mit den Dingen beim Handwerk sowie beim Garten-, Acker- und Weinbau betrachteten die Mönche ebenso als einen geistlichen Dienst wie die Benutzung der Altargeräte (Kelch, Ciborium etc.) während der Gottesdienste. Die Ehrfurcht vor der Natur war ein zentraler Aspekt der Schöpfungsspiritualität. Die Klosterlandschaft in Heisterbach sahen die Mönche nicht einfach nur als einen Wohnort und eine wirtschaftliche Ressource an, sondern als die von Gott geschenkte Schöpfung. Sie durften diese gebrauchen, aber nicht verbrauchen. Daraus ergab sich ein verantwortungsvolles Wirtschaften, das auch heute als Beispiel für nachhaltiges Handeln dienen kann.
Nachhaltiges Wirtschaften
Um dem Ideal einer autarken Gemeinschaft gerecht zu werden, ist intelligentes und nachhaltiges Wirtschaften erforderlich. Die Mönche verfügten über profundes Wissen und führten neue, intensivere Methoden im Heisterbacher Tal ein. Damit prägten sie die Landschaft und förderten die Region. Die Orte Heisterbach, Hattenrode und Altrott wurden mit der Verlegung des Klosters ins Tal aufgegeben.
Die Mönche führten das am Osthang des Petersberg austretende Quellwasser über eine Wasserleitung ins Klostergelände. Sie errichteten auch einen Kanal, der das Brauchwasser des Klosters ableitete. Da die Ordensregeln ein Fleischverbot beinhalteten, legten die Mönche für die Eigenversorgung mit Nahrung Fischteiche an. Zudem betrieben sie mehrere Steinbrüche in der nahen Umgebung, denn so konnten sie Baumaterial für die Klosterkirche und weitere Gebäude gewinnen. Weinanbau gehörte ebenfalls zum Klosterbetrieb. Damit war auch für den im Gottesdienst benötigten Wein gesorgt. Der Weinbau hing funktional mit der Waldbewirtschaftung zusammen, da der Holzbedarf für Lager- und Transportfässer sowie Pfähle für die Rebstöcke erheblich war.